Wednesday, November 28, 2007

Thanksgiving

Dieses Jahr haben wir uns mal an den Vogel gewagt. Aber erst mal ganz von vorne.
Thanksgiving ist wohl der groesste Feiertag der Amerikaner. Der liegt immer auf einem Donnerstag Ende November. Rund um den Tag sollte man nicht versuchen, irgendwo hinzufliegen, oder aber mit dem Auto wohinzufahren. Ein Hotel buchen geht aber, weil die meisten Leute die Familie besuchen und auch bei der uebernachten.
Wie bei jedem guten Feiertag steht auch bei Thanksgiving das Essen im Mittelpunkt. Und traditionell gibt es Truthahn.

Das ist auch der eigentliche Grund, warum Amerikaner nicht nur riesige Backoefen haben, sonder haeufig auch zwei davon. So ein mindestens 16 Pfund (gut 7 kg, hier in Amerika ist halt nur fast alles groesser, das Pfund ist kleiner als in Deutschland) schwerer Truthahn wuerde in einen deutschen Backofen gar nicht reinpassen. Ausserdem muss man ja noch gleichzeitig zig andere Gerichte zubereiten, so dass ein Backofen auch nicht ausreicht. Denn Timing ist an Thanksgiving das A und O.

Zu dem Truthahn gibt es in jedem Fall Stuffing (das sind gewuerzte Brotkrumen mit Gemuese, die in den Truthahn gestopft werden. Wegen der Salmonellengefahr, falls das Stuffing nicht warm genug wird, machen die meisten Amerikaner aber heutzutage Dressing, das ist Stuffing, das nicht im Truthahn war, sondern in der Pfanne gebraten wurde), Gravy (Bratensosse) und Cranberrysosse (welche man, wenn man sie kauft, in jedem Fall so aus der Dose nimmt, dass man an dem Dosenabdruck noch die Marke erkennen kann. Vorsichtig in Scheiben schneiden ist erlaubt. Verona hat sie direkt erst mal kleingemanscht, damit sie nicht so gekauft aus sah, bevor Tori unser Chef, den wir mit Frau I-Zu und Sohn Ryan eingeladen hatten, uns dieses Geheimnis anvertraut hat). Weitere wichtige Gerichte sind Kartoffelpueree, gruene Bohnen, suesse Broetchen, Rosenkohl und vieles mehr. Und zum Nachtisch gibt es Kuerbispie. Letztes Jahr bei Tori hatten wir uns nur um den Kurbispie gekuemmert, diese Mahl haben wir den Truthahn und die ganzen Beilagen uebernommen.

Unser 8 Pfund Minitruthahn haette aber auch in einen deutschen Backofen gepasst. Erst mal mussten wir aber sicherstellen, dass wir auch den richtigen Vogel bekommen hatten. Gaense koennen schwimmen, Truthaehne nicht. Und um sicherzustellen, dass er auch wirklich tot war, haben wir ihn dann ueber Nacht in der Salzlake gelassen. Das soll uebrigens auch helfen, dass der Vogel beim Backen nicht ganz austrocknet, und ist auch eine gute Grundlage fuer eine Blutsuppe. Austrocknen ist naemlich das ganz grosse Problem an dem Tier. Von allen Voegeln, die man essen kann, hat der nicht nur am wenigsten Geschmack, er trocknet auch am schnellsten aus. Aber so hat man an Thanksgiving immer genuegend Gespraechsthema:

Dieses Jahr war er nicht so trocken wie das letzte. Wenn er auch sicherlich nicht an den von 1985 heran kam.....

Im Internet gibt es unzaehlige Rezepte, die aber leider alle erst beim 16 Pfund Truthahn anfangen. Macht nix, sollte man meinen, halbiert man halt einfach alle Zutaten. Ist leider nicht ganz so einfach, weil die wichtigste Zutat die Hitze ist, und da gibt es nur Formeln, wie lange ein groesserer Truthahn braucht. Nach der Rechnung haetten wir unseren gar nicht erst in den Backofen tun duerfen. Desweiteren gibt es dann noch die heisse (350F/180C) und die sehr heisse (500F/260C) Art Truthahn zu backen. Dauert dann entweder 5-8 oder 1 1/2 Stunden. Wir haben uns fuer 450F und 1 1/2 Stunden entschieden.

Als der Vogel endlich im Ofen war, ging es daran, die Beilagen herzustellen. Als Vorspeise gab es Jamie Olivers leckeren Moehrenfenchelselleriesalat (den Toris zweijaehriger Sohn Ryan fleissig weggemuemmelt hat), und spaeter noch gebackenen Kuerbis, Brataepfel, Kartoffelknoedel (alles ganz traditionell), Gravy und, wie schon erwaehnt, Cranberrysosse.


Nach Anderthalbstunden sah der Truthahn schoen knusprig aus und war auch schoen durchgebraten, waehrend Ryan sich noch bei seiner ersten Karussellfahrt vergnuegte. Durch den Aufdembauchbratentrick war auch genuegend Fett in die Brust gelaufen, so dass die nicht zu trocken war. Leider war aber zu viel Salz aus der Lake in den Truthahn gewandert, so dass der Vogel ein wenig, die Bratensosse aber extrem salzig waren. Tori hat, als echter Amerikaner, aber gemeint, es waere zwar salzig, aber fuer seinen Geschmack nicht zu salzig. Aber entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, hat er von der Gravy nur sehr sparsam genommen.

Und zum Nachtisch hatte Tori noch einen viel zu grossen Apfelpie mitgebracht, den die Kollegen bei der NASA aber brav aufgessen haben.

Hilfe! Ich brauche Deutschnachhilfe!

Wisst ihr es?
Heisst es
a) gedownloaded
b) downgeloaded
c) gedownloadet oder
d) downgeloadet?

ZEIT online hat gerade ein Rechtschreibquiz (klickst du hier). Ein guter Test fuer alle Deutschen, die schon zu lange in Amerika sind/waren.
Also ich habe nicht mal mehr 50% geschafft, und werde ab jetzt keine Blogs mehr schreiben, nur noch Foto-Blogs vielleicht!

Verona

PS: Meine Buerokolleginnen haben uebrigens sehr ueber die Frage oben gelacht, und meinten, dass es eine Kommission in Deutschland gibt, die die Rechtschreibung aendern darf, sei so richtig deutsch!

Thursday, November 22, 2007

After-Thanksgiving Sale für Nichtschläfer

Ein Ausverkauf ist hier eigentlich nichts besonderes, denn den gibt es jedes Wochenende. Und wenn man mal einen anderen Namen für das Kind braucht und nicht "biggest sale of the year" sagen will, dann ist es halt ein "run don't walk sale".

Wir sind ja da nicht ganz so auf Trapp. Außer unsern O-Saft und Müsli, die wir immer nur kaufen, wenn es sie für "buy one get one free" gibt, kaufen wir höchstens noch mal Pasta "10 for 10" (d.h. 10 Packungen Pasta für 10 Dollar, wobei man bei solchen Angeboten auch immer 1 für einen Dollar kriegen kann).

Aber der Freitag nach Thanksgiving ist der ultimative Sale-Tag. Und anders als in Deutschland, wo man den höchsten Feiertag (es ist eher mit Weihnachten in Deutschland zu vergleichen, denn es gibt 2 ganze Tage frei (Weihnachten und Neujahr sind es nur 1,5) und man trifft sich mit seiner ganzen Familie, auch wenn man dafür oft von einer Küste zur anderen fliegen muss) vielleicht mit seiner Familie verbringt, steht hier der Konsum ganz oben an.
Und wo heute (Thanksgiving) so gut wie jeder Laden geschlossen hat (nur ein Supermarkt und eine Drogerie haben in unserer Umgebung bis 18 Uhr geöffnet), liegt der große Sale-Tag schon in seinen Startlöchern. Und so werden heute um Mitternacht die ersten Outlet Shoppingcenter öffnen. Die ersten großen Bekleidungsgeschäfte (Mervyns) öffnen dann um 4 Uhr nachts, weitere um 5 und dann wohl die letzten endlich um 6 Uhr (Macys). Die besten Angebote gibt es nur bis mittags, da is nix mit ausschlafen nach dem grossen Thanksgivingschmauss.

Sunday, November 18, 2007

Chinatown

Nachdem sowohl Christoph als auch meine Eltern mehr ueber San Francisco wussten als wir, hat Verona einen Stadtfuehrer gekauft, und vor einer Woche haben wir uns auf unsere erste Tour aufgemacht, nach Chinatown.









Da waren wir zwar schon oft, haben aber weder den Buddistischen Tempel, noch die Glueckskeksfabrik oder die Kartenspieler gesehen.























Der Tempel ist im dritten Stock, und die eine Chinesin, die auf der Treppe an uns vorbeigerannt war, hat einen Stock hoeher nach Luft schnappen muessen. Im Tempel hingen jede Menge Laternen mit roten Namensschildern von der Decke ueber dem Altar. Auf dem Altar wurden Obst und Raeucherstaebchen geopfert. Und auch auf dem Balkon wurde im Angesicht der Pyramide geopfert.
Die Gleuckskekse werden noch weitgehend von Hand hergestellt, zumindest hier zum angucken. Allerdings mit sehr viel Ausschuss, den man in die Tuete gestopft kriegt, wenn man was kauft.
Deutsch wie wir sind, haben wir uns von einem leichten Nieseln nicht abhalten lassen, als wir das Haus verlassen haben. Und da es in San Francisco nicht regnet, haben wir die Regenjacken auch zu Hause gelassen.
Als wir am spaeten Nachmittag dann noch zum Hafen zur Fish Alley aufgebrochen sind, haben wir doch einen Schirm genommen. Wir waren erstaunt, wie schmerzfrei doch die Touristen sind. Die liefen in genauso grossen Massen durch den Regen, wie wenn die Sonne scheint. Dabei koennten die doch auch bei schoenem Wetter wiederkommen ... Leider war unser Schirm nur fuer kurze Zeit wasserdicht, vielleicht haetten wir ja so eine blaue oder gelbe langaermelige Plastiktuete kaufen sollen.
Am Hafen haben wir auch die Reporter von abc7 gesehen, die die Fischer interviewen wollten, die wegen der Oelpest (wir berichteten) nicht rauskonnten. Verona hat die 3 1/2 informationslosen Sekunden, fuer die die Reporter da durch den Regen gestiefelt sind, sogar abends gesehen.

Nun ratet mal, welche Bilder von einem anderen Tag sind...

Tuesday, November 13, 2007

Ölkatastrophe in der Bay

Die rasenden Reporter sind im Moment etwas hinterher, aber hier kommt trotzdem jetzt mal ein Blog über das Kontainerunglück in der San Francisco Bay vom 8. November.
An diesem Tag ist ein Kontainerschiff auf dem Weg von Oakland zurück in den Pazifik gegen die Bay Bridge gefahren, welche Oakland mit San Francisco verbindet. Dabei sind 220 000 Liter Öl ausgelaufen und haben die ganze Bucht verseucht. Eingesammelt werden konnten nur ca. 50 000 Liter, der Rest hat sich verteilt.

So richtig Öl gesehen haben wir nicht, aber es ist doch recht auffällig, dass kaum Schiffe auf der Bucht fahren (vor allem nicht die netten Segelschiffchen, die normalerweise zu Dutzenden auf dem Wasser schwimmen).
Und die Auswirkungen sind hier groß, denn es gibt doch jede Menge "marine life", wie man hier so schön sagt. So leben in der Bucht eine Kolonie von Seelöwen (am Pier 39) und Seehunde, und es gibt sehr viele Vögel (Möwen, Pelikane, Kormorane u.v.m.). Die werden nun von Tierschützern versucht zu retten und zu säubern, was jedoch eine Aktion von etwas zweifelhaftem Sinn ist, denn es brauchen ich-weiß-nicht-wie-viele Leute eine Stunde pro Vogel. Außerdem gibt es eine durchaus nicht zu verachtende Fischerei in der Bucht, die im Moment vor allem Krabben fangen.










Die Schiffe liegen jetzt alle im Hafen, da sie allerhöchstens mal mit ein bisschen geschredderten Plastik zum "Ölfischen" rausgeschickt werden.

Auch unser Nordstrand ist gesperrt, wo wir doch am Wochenende vor dem Unglück noch schwimmen waren.











Sunday, November 11, 2007

Dia de los muertos

... auf deutsch "Allerseelen" war ja am 2. November und in San Francisco gabs eine grosse Prozession. Da dies ein katholischer Feiertag ist, und die Katholiken hier mehr durch die Mexikaner vertreten sind, haben wir uns nach Mission aufgemacht, ins mexikanische Viertel. Wie bei den amerikanischen Paraden haben wir uns zum Zuschauen an die Strasse gestellt.









Da war aber nicht so viel los, und als die Prozession dann kam ist uns aufgegangen, dass man ausnahmsweise mal nicht zuschaut, sondern, wie sich fuer eine Prozession gehoert, mitgeht. Angefuehrt von federgeschmueckten Indianern sind wir mit Lebenden und Toten, mit Kerzen und Blumen durch die Strassen gezogen.










Der Tod hat wohl wirklich viele Gesichter...

























































Am Griffith Park angekommen wurden die Kerzen und Fotos der Geliebten unter die Baeume oder an kleine Altaere gestellt.










Saturday, November 03, 2007

Halloween

Waehrend der grossen Castro Halloween Party war ich dieses Jahr in Boston bei Mario und Michele. Nachdem Joda sein Laserschwert durch unsachgemaessen Gebrauch zerbrochen hatte, mussten wir uneskortiert aufbrechen. Wir waren die Stonecutters (die halten noch die guten Werte aufrecht, so verhindern sie die Einfuehrung des metrischen Systems oder des Elektroautos, verstecken die Marsianer und und Atlantis, siehe hier oder hier), und Mario, naked Homer, mit dem "Stone of Shame" (von der legendaeren Simpsonsfolge "Homer the Great") auf einer Party in New Hampshire (in Neuengland ist halt doch alles etwas naeher).









Wieder zurueck in Californien hat mir zum Glueck Father Fleming beigestanden als Carrie (nach Steven King) ins Buero kam.








Die grosse Party in San Francisco war aber verboten worden, weil da letztes Jahr rumgeschossen wurde, wie man auf der Titelseite einer grossen Tageszeitung von San Francisco, direkt unter einem Foto von mir und neben Isabelle Allende, lesen kann.