Wein ist hier in San Francisco, fuer Durchschnittsamerika sicherlich eher untypisch, ein grosses Thema. Im San Francisco Chronicle, der groessten Zeitung hier, gibt es jeden Tag eine Weinseite, etwa 10 mal soviel wie internationale Nachrichten (siehe auch
hier).

Um bessere Franciscaner zu werden, haben wir am Sonntag dann auch mit unserem Aktivitaetsclub eine Weinprobe bei Rosenblums Winecellar gemacht. Hin ging es mit der Faehre ueber die Bay nach Alameda. Angekommen gab es erst mal eins der obligatorischen Baendchen am Arm und ein Glas von Riedel, dass man behalten durfte, hier muss es eigentlich immer was umsonst kriegen, wenn man auch vorher dafuer schon bezahlt hat. In zwei grossen Hallen und auf dem Hof gab es dann an 20 Tischen etwa drei mal so viele Weine ausgeschenkt, leider vor allem Zinfandel, der mir noch nie geschmeckt hatte. Mit etwa zwei- dreihundert Leuten, die sich vor diesen Tischen draengelten hatte das nichts von der Gemuetlichkeit einer europaeischen oder suedafrikanischen Weinprobe.


Tapfer haben wir uns aber in die Massen gestuerzt und sicherlich 20 der Weine probiert. Dann haben wir aufgegeben. Preislich weit ueber den Weinen, die wir normal kaufen, gelegen, waren sie uns alle zu schwer, sauer oder wuerzig. Die Beschreibungen sind hier aber auch sehr viel bodenstaendiger als in Deutschland. Koerperreich gibt es da nicht, aber dafuer jede Menge Fruechte, da kann man sich aber wenigstens was drunter vorstellen. Vor allem Kirsche, Schwarze Johannisbeere, Brombere, Birne und Aprikose. Und auch Schokolade soll in einigen versteckt gewesen sein, die habe ich aber leider nicht gefunden.

Die zwei Highlights waren das Brot, das die zu dem Wein angeboten haben, Graubrot (Farmers Bread) und Schwarzbrot (Danish Pumpernickel) von einer Baeckerei, leider in Oakland, also fuer uns unerreichbar. Ausserdem noch das Traubeneis mit Schokostueckchen. So haben wir uns zu unserem Club gesellt, vor der Reggeaband.
Auf dem Rueckweg wurde die Bremen Express an uns vorbei in den Hafen von Oakland gezogen, Gruesse aus der Heimat.

So, nun haben wir von unserem Techniker noch ein paar Einzelheiten dazugeliefert gekriegt. Und als Hobbywinzer kennt er sich sicherlich besser aus als die meisten. Er meinte, dass trotz der ganzen oberflaechlichen Weininteresses die Californier keine Ahnung von Wein haben. Im Land der Coca Cola muss der Wein auch so schmecken, kraeftig im Geschmack. Anders als man glaubt, ist das Klima hier nicht besonders gut fuer Wein. Im Sommer ist es zwar schoen warm, im August wird es was kuehler, aber, und das mag der Wein wohl nicht so sehr, im September und Oktober, kurz vor der Lese wird es nochmal richtig heiss. Zusaetzlich lesen die meisten Winzer hier den Wein auch spaeter, damit der hier beliebte Geschmack nach Getrockneten Fruechten entsteht. Daher wohl auch die Beschreibung. Ausgewogen, meinte Mike, sind die meissten Weine hier nicht. Er meinte, wir sollen uns vielleicht besser an europaeische oder chilenische Importe halten. Wir geben aber noch nicht auf, wir haben ja auch schon besser californische Weine getrunken!