
Vereinigt man deutsche und amerikanische Hochzeitstraditionen kann es schonmal anstrengend werden.

Den Startschuss von Emilys und Jochens Hochzeit gab die deutsche Tradition des Polterabends.

Polterabend uebersetzt Leo mit wedding-eve party. Kein Wunder also, dass die Amerikaner erst mal nicht so wirklich was damit anfangen konnten. Aber Emily und Jochen wollten diese Tradition hier auch einfuehren und haben in die Garage eingeladen. Und nachdem die deutschen Gaeste erst mal vorgemacht hatten, wie es geht, hatten auch die Amerikaner ihren Spass. Wenn auch Emilys Mutter bis

zum Ende eher skeptisch dreingeschaut hat. Jochens Mutter hat fleissig im Oescher Slang schwadroniert (da fuehlt man sich doch gleich wie zu Hause) auch mit Emilys Vater,

der leider nur Englisch versteht. Das Porzellan ist zerschmissen, die Scherben aufgefegt und der Rausch ausgeschlafen,
so ging es am naechsten Tag weiter mit dem Thank You oder auch Rehearsal Dinner.
Dies findet nach dem Rehearsal als der "Hauptprobe" der Hochzeit statt. Die Idee ist es, dass sich alle schonmal ein bisschen beschnuppern und kennen lernen koennen vor dem grossen Tag. Wir haben das mal ausgespart, koennen also nicht so viel dazu berichten.

Der naechste Tag war dann der grosse Tag der Hochzeit. Wir haben uns natuerlich dafuer extra schick gemacht, auch wenn sich so manch einer doch recht verkleidet vorkam. Die Trauung fand ganz traditionell in der Main Post Chapel statt mit Pete als Zeremonienmeister. Pete ist ein Freund von Emily, der vor einiger Zeit mal einen Onlinekurs zum Trauen gemacht hat und nun Leute offiziell verkuppeln darf. Der langwierigste Teil des Ganzen war der Einzug der Familie, danach ging alles zuegig, wenn das Deutsch auch manchmal etwas stockte. Beim Auszug fehlte dann der Reis, und in der Aufregung hat Emily auch noch vergessen, den Brautstrauss zu werfen. Dabei hatte sie das doch am Tag vorher extra noch geuebt. Und damit hoerten die Traditionen dann auch schon auf.

Zur Reception (Empfang und Abendessen) ging es mit dem Tandem, allerdings haetten sie das besser vorher auch noch ueben sollen. Nach angaenglichen Problemen haben sie es dann aber doch geschafft, ein paar Runden um die Kapelle zu drehen. Mittlerweile im Regen in Helm und Hosenklammern. Dann wurden die Gaeste erst mal in den Bus verfrachtet und zum Exploratorium gefahren, wo bald auch das Brautpaar im Regencape vorfuhr. Im Februar muss man in San Francisco eben fuer alles gewappnet sein.

Das Exploratorium ist so was wie der Grossvater des Universums in Bremen. Man kann da Strom erzeugen, Wellen verfolgen, Geysire bestaunen, Xylophon spielen aber auch Fliegen kreuzen und Photosynthese an- und ausschalten. Wie ein richtiger Grossvater ist es aber auch schon ein wenig gebrechlich und in einigen Dingen etwas altertuemlich. Aber in jedem Fall waren so die Gaeste erstmal beschaeftigt, bis das Essen fertig war.

Dies war super lecker und gleich nach den ersten 3 Gaengen wurde auch schon die Hochzeitstorte aufgetragen. Die hatte nur eine Etage, und das bei einem echten Baeckerssohn. Aber sie haben sie professionell angeschnitten, wenn Jochen auch sein Werk nachher nicht vollenden durfte. Dann wurde auch schnell zum Tanz gespielt, denn schliesslich war das Fest um 23 Uhr zu Ende. Dies habe ich mir sagen lassen, ist in Amerika durchaus ueblich, auch wenn alle Deutschen doch sehr verdutzt waren.
Wir hatten dann noch die Ehre mit dem Hochzeitstandem nach Hause zu radeln. Dies jedoch unter viel Fluchen und dem Vorsatz nie wieder Tandem zu fahren (zumindest nicht auf dem hinteren Platz). Den Abend haben wir dann aber noch mit dem Hochzeitspaar gemuetlich in einer Bar ausklingen lassen. Da kam dann doch wieder die deutsche Tradition durch, die nunmal jede Hochzeit spaet in der Nacht mit viel Alkohol ausklingen laesst.....
Das Fruehstueck am naechsten Morgen haben wir uns gespart. Und da ja auch unser Fruehstueck verschmaeht wurde (siehe unten), konnten wir in aller Ruhe die 2 Tandems (diesmal hatte jeder sein eigenes zu radeln. Kleiner Tip, besser ist es, wenn man fuer jeden ein Tandem mietet, faehrt sich deutlich besser) zurueck bringen.