Sunday, December 10, 2006

Higher Standards

Dass man hier in Amerika ohne Kreditkarte eigentlich garnicht zaehlt, ist wohl weitgehend bekannt. Was aber noch viel wichtiger ist, ist eine Credithistory zu haben. Das bedeutet nicht, jahrelang ein Girokonto gehabt zu haben, ohne es jemals zu ueberziehen. Nein, es bedeutet eher das Gegenteil, naemlich Schulden zu machen, und die aber dann brav abzuzahlen. Darum kaufen sich junge Paare hier auch so gern ein Haus, weil man damit Credithistory aufbauen kann.
Eine Kreditkarte kriegt man auch nur mit Credithistory, die ich aus Deutschland aber nicht vorweisen konnte. Also schnell eine aufbauen, nur wie, wenn einem als Auslaender ja auch keiner einfach Geld leiht. Dafuer hat sich die Bank of Amerika (Ihr Slogan "Higher Standards") etwas ganz besonderes ausgedacht (vielleicht hat's sich auch jemand anderes ausgedacht, aber zumindest gibt es das bei denen). Die Prepaid Creditcard. Das bedeutet, dass man der Bank einen gewissen Betrag, sagen wir $500, gibt, davon kann man dann schoppen gehen, sich das Geld quasi von sich selbst leihen und dann wie man mag sich auch wieder zurueckbezahlen (Zinsen werden auch erst mal gestrichen). Wenn man das brav macht, baut man damit eine Credithistory auf. Mir wurde gesagt innerhalb maximal 6 Monaten wuerde ich so eine richtige Karte kriegen.
Als ich dann nach 7 Monaten anrief, hiess es, dass die den Fall fruehestens nach 9 Monaten einsehen koennen. Da habe ich dann gekuendigt, das Geld sollte ich dann wieder kriegen. Nach einem weiteren Monat habe ich dann mal nachgefragt, wo denn meine $500 blieben. Ja, das konnte die gute Frau am Telephon garnicht machen, dafuer muesste ich schon in die Filiale gehen. Der Mann in der Filiale konnte das aber auch nicht, hat also die Frau vom Telephon angerufen, die hat wieder jemand angerufen, und dann hat der Mann mir gesagt, dass der Check unterwegs ist und nach hoechstens 10 Tagen bei mir sein wird. Er hat mir dann auch noch eine nette Telephonnummer (natuerlich kostenfrei, heisst aber auch, dass man erst mal eine halbe Stunde mit Computern spricht, bis man aufhaengt, oder vielleicht mal jemand lebendigen ergattert hat) fuer den unwahrscheinlichen Fall, dass es nicht klappt. Nach 13 Tagen habe ich also dort angerufen. Die Frau konnte mir nun garnicht helfen, weil sie von der Bank of America war und nicht von der Kreditkartenabteilung. Dort hat sie also angerufen, und die nette Frau konnte immernoch nicht in mein Konto sehen, also wurde die Frau in der Abteilung fuer Prepaid Creditcards angerufen. Ist spannend so zu viert am Telephon, wenn niemand weiss, wer gerade gemeint ist.
So, Cynthia hat also auf dem Computer rumgetippt, aber anscheinend nicht mein Konto aufgekriegt, denn sie wusste nicht, ob der Check fuer mich jemals rausgegangen ist. Direkt ueberweisen geht natuerlich ueberhaupt nicht, also wieder ein Check, und das dauert mindestens 30 Tage.... Dann werde ich mich wohl in die Filiale setzen muessen, um da zu bleiben, bis ich mein Geld habe.
In der Zwischenzeit zahle ich einfach mit meinem guten Namen. Wenn man denen nicht sagt, dass die einem die Karte eigentlich nicht geben duerfen, kriegt man sie auch.

4 comments:

Anonymous said...

Ich verstehe den ganzen Wirbel um die Kreditkarten ehrlich gesagt nicht. Wir haben eine Debit Card mit Master Card Kreditfunktion seit Anfang an. Mit der konnte ich bisher ALLES (wirklich alles!) bezahlen: Laptop, Moebel, Kleidung, Automietung, Internet Shopping, Restaurants, Motels. Mir ist nicht ganz klar, welchen Vorteil eine "echte" Kreditkarte noch bieten sollte (ausser, dass man mehr Geld ausgeben kann, als man besitzt, aber wer will das schon...).

Wenige Monate, nachdem wir unser Bankkonto eroeffnet hatten, trudelten dann auch schon automatisch die Angebote fuer die "echten" Kreditkarten ein. Das habe ich aber nie genutzt, da wir es wie gesagt bisher nie brauchten.

Anonymous said...

Vielleicht ist das mit der Kreditkarte ja nicht ganz so wichtig. Aber was mich am meissten stoert, ist das bei der Bank einem nie jemand weiterhelfen kann. Ich musste denen auch mehrfach meine neue Adresse mitteilen, bis die es endlich mal geschafft hatten, die auch in den Computer einzugeben. Und mit meinem W9BEN, dem Steuerfreistellungsformular fuer Auslaender war es genauso....

Anonymous said...

In Canada ist es ähnlich. Bei meinem letzten Aufenthalt habe ich dort gelernt, daß man kein echter Canadier ohne Schulden ist. Alles wird auf Kredit gekauft und den zahlt man dann im reiferen Stadium seines Lebens ab. Allein die Studiengebühren für die Kids stürzen die Eltern in große Finanzlöcher. Und falls die Kids selber die Studiengebühren - natürlich per Kredit - finanzieren müssen beginnen sie ihr Berufsleben mit irren Schulden. Da läüfts einem als akkuraten Deutschen eiskalt den Rücken runter. Ich krieg schon ne Krise wenn mein Konto um 50 € überzogen ist :-)

Anonymous said...

Uebrigens haben die wohl jetzt auch meine Kuendigung der Kreditkarte endlich angenommen. 3 Tage nachdem ich da das letzte Mal angerufen habe, kam dann endlich die Werbung von CapitolOne fuer deren Kreditkarte auch an die Falschgeschriebene Adresse, die Bank of America immer benutzt.
Kann nicht sein, dass hier in Amerika Daten weitergegeben werden. (Lies auch: http://unser-kleiner-zoo.blogspot.com/, 11.Dezember)